Pele, hawaiianische Göttin des Feuers und der Vulkane, scheint hier, im größten Nationalpark des US-Staats Hawaii, tatsächlich noch ihr Unwesen zu treiben. Vielleicht besser als an jedem anderen Ort der Welt lassen sich im knapp 1400 km2 großen Biosphärenreservat, das seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und im Südosten von Hawaiis größter Insel, Big Island, liegt, regelmäßig Vulkanaktivitäten beobachten.
Genau aus diesem Grund wurde der Park bereits 1916 – zu einer Zeit, als Hawaii zwar amerikanisches Territorium, aber noch kein eigenständiger Staat war – gegründet und hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts deutlich ausgeweitet. Heute erstreckt sich der etwa 50 Kilometer südlich von Hilo gelegene Park vom Maunaloa-Gipfel bis ans Meer. Und vor den Augen beflissener Forscher und staunender Besucher verändert die Erde hier Tag um Tag ihr Gesicht, hebt und senkt sich insgesamt um viele Meter.
Manchmal sind es kleine Erd- und Lavabewegungen, manchmal größere. Seit 2008 jedenfalls ist der Halema’uma’u-Krater im Kessel des Schildvulkans Kilauea, der den Hawaiianern als Wohnsitz der Pele gilt, wieder deutlich aktiv, nachdem der dortige Lavasee im Rahmen des großen Ausbruchs von 1924 viele Jahre lang erkaltet war. Einen Einblick in die aktuellen Aktivitiäten bietet übrigens diese Überwachungskamera des hawaiianischen Vulkanobservatoriums unter http://hvo.wr.usgs.gov/cams/panorama.php?cam=KIcam.
Der Kilauea mit seinen vielen aktiven und inaktiven Nebenkratern und den von ihm geformten Landschaften bildet zugleich das Herzstück des Hawaii Vulcanoes National Park und ist dessen größte Attraktion. Auf eindrückliche Weise können Besucher hier eine Art von Zeitreise in die Frühgeschichte der Welt unternehmen. Dabei sehen sie nicht nur, wie Kreation und Zerstörung Hand in Hand gehen und wie die hawaiianische Hauptinsel langsam aber sicher weiter wächst, sondern begegnen bedingt durch die Vulkanlandschaft und die absolute Eigenlage Hawaiis mitten im Ozean auch einer weltweit einmaligen Flora und Fauna, so dass Einblicke in den Zustand der Welt vor Millionen von Jahren möglich werden. Dieses absolute Highlight des Parks ist dabei jedoch unberechenbar: Während die Lava an manchen Tagen aus sicherer Distanz beim fröhlichen Fließen beobachtet werden kann, sprudelt sie an anderen spektakulär ins Meer und an wieder anderen ist nur ein leises Säuseln zu hören und eine trübe Rauchwolke zu sehen.
Aktivitäten im Hawaii Vulcanoes National Park
Alle Touren durch den Nationalpark sollten auf jeden Fall im Kilauea Visitor Center beginnen, wo sie über die aktuelle Situation des Parks informiert werden und möglicherweise essenzielle Hinweise zum Zustand des Parks, seiner Wege, des Wetters und der Vulkansituation, definitiv jedenfalls Planungsunterstützung erhalten. Es ist sogar möglich Rangertouren hier zu buchen. Das Center ist in der Regel zwischen 7.45 und 17 Uhr geöffnet.
Auf jeden Fall kann der Park auf dem Crater Rim Drive, also einer Straße auf dem Rand des Kraters, erkundet werden. Diese ist beinahe 20 Kilometer lang und umfasst den Caldera des Kilauea. An der Kraterstraße gelegen sind außerdem sämtliche der absoluten Besucherhighlights des Parks.
Im täglich von 8.30 bis 17 Uhr geöffneten Thomas A. Jaggar Museum, das nach einem der bekanntesten Vulkanologen des 20. Jahrhunderts benannt wurde, gibt es viel über die Geschichte, Komposition und Funktionsweise von Vulkanen, die Geschichte der Vulkanforschung und die hawaiianischen Vulkane selbst zu lernen.
Der Kilauea Overlook bietet – wie der Name schon sagt – den besten Punkt, um über den Krater und den Park zu blicken. Diverse Informationstafeln liefern alles Wissenswerte über den Vulkan und seine Aktivitäten.
Der Drive führt zudem zum Halema’uma’u Krater, Stätte des ehemaligen Lavasees, an der auch noch heute Aktivitäten auszumachen sind.
Auch bietet der Drive zahllose Zugangspunkte zum Wanderwegnetz des Parks, das sich auf insgesamt 250 Kilometern durch den gesamten Park erstreckt. Neben dem Lava Viewing sind das Wandern und Radfahren auf teilweise extrem anspruchsvollem Terrain daher zwei der naturnahen Hauptattraktionen des Parks. Eine Tour über die Wanderwege will also im Vorfeld ordentlich geplant sein. Der amerikanische National Park Service hält hier diverse Vorschläge und Routen entsprechend Ihres Zeitplans parat.
Zwischen all den landschaftlichen Highlight sticht die Thruston Lava Tube als ein weiteres besonderes heraus, das sich auch im Rahmen kurzer Besuche erkunden lässt. Für vulkanisch geprägte Landschaften sehr typisch sind die sogenannten Lava Tubes, unterirdische Röhren, die durch die zeitversetzte Abkühlung der Lava entstehen. Die Tour durch dieses mehrere hundert Jahre alte, unterirdische Höhlensystem führt sie mitten in ein Stück unberührten Regenwalds!
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