Wer ist eigentlich… Ned Kelly?

Im dritten Teil unserer Portraitreihe von Berühmtheiten aus der Pazifikregion geht es um einen Mann, der in Australien eine Legende ist – obwohl auch nach über 140 Jahren die Meinungen über ihn noch auseinander gehen. Für die einen (die meisten) ist er ein Volksheld, für die anderen einfach nur ein gemeiner Verbrecher. Sein Name ist Edward, genannt Ned, Kelly.

Ned Kelly wurde vermutlich im Dezember 1854 in Beveridge, Victoria geboren, einer Kleinstadt nördlich von Melbourne. Seine Eltern, beide irischer Abstammung, waren arm und Vater „Red“ besserte das magere Einkommen durch das Stehlen von Pferden auf. Er wurde erwischt, landete im Gefängnis und starb dort. Mutter Ellen zog daraufhin mit ihren sieben Kindern nach Glenrowan, Victoria, heute als Kellyland bekannt.

Ned, etwa 12 Jahre alt, verließ die Schule und wurde als Landarbeiter zum Hauptverdiener der Familie. Er war ein aufgeweckter Junge. Als Kind hatte er in einer mutigen Aktion einen Jungen vor dem Ertrinken gerettet. Seiner Familie gegenüber trat er immer ausgesprochen loyal und als Beschützer auf. Doch Sturheit und Brutalität brachten ihm auch jede Menge Probleme mit Autoritäten ein.

Ned Kelly als 15-jähriger

Weil er schon als Kind beobachten musste, wie seine Familie wegen ihrer irischen Wurzeln polizeilicher und juristischer Willkür ausgesetzt war, hatte Ned ein schwieriges Verhältnis mit der britischen Obrigkeit. Mit 14 wurde er wegen des Verdachts verhaftet, einem Chinesen 10 Schilling gestohlen zu habe – angeblich zu unrecht. Die Geschichte wurde nie wirklich geklärt und Ned kam frei. Wütend fasste er den Entschluss, Bushranger, also Gesetzloser zu werden.

Zunächst hielt sich Ned als Kleinkrimineller über Wasser und kam mehrfach ins Gefängnis. Ernst wurde seine Lage erst durch den Fitzpatrick-Vorfall im April 1878. Der gleichnamige Polizist hatte im Haus der Kellys Neds Schwester belästigt, woraufhin ihn Ellen Kelly ins Handgelenk schoss. Obwohl Ned nach eigenen Angaben zu diesem Zeitpunkt meilenweit entfernt war, beschuldigte Fitzpatrick ihn des versuchten Mordes. Kelly tauchte mit seinem Bruder Dan unter, seine Mutter Ellen wurde eingesperrt.

Gemeinsam mit zwei weiteren Bushrangern begingen die Brüder als Kelly Gang zwei schwere Banküberfälle und machten ihre Situation damit noch aussichtloser. Im Oktober 1878 kam es in Stringybark Creek zu einer Schießerei, bei der drei Polizisten starben. Das und weitere schwere Überfälle führten dazu, dass die vier Männer offiziell zu Gesetzlosen und damit zum Abschuss frei erklärt wurden. Zudem gab es ein Kopfgeld in Rekordhöhe von insgesamt 8.000 Pfund. Dennoch folgten bis 1880 weitere Überfälle, Geiselnahmen und Todesopfer.

Kelly-Statue in Glenrowan - In berühmter Rüstung

Von dem erbeuteten Geld ließ Ned Kelly sich eine Rüstung anfertigen, die ihn vor Verletzungen an Kopf und Brust schützen sollte und später sein Markenzeichen wurde. Trotzdem konnte sich der australische Robin Hood, wie er von vielen bejubelt wurde, auf Dauer einer Festnahme nicht entziehen. Im Juni 1880 kam es zum großen Showdown in Glenrowan, als Ned die Freiheit für seine inhaftierte Mutter erzwingen wollte. Ein Hotel brannte bis auf die Grundmauern nieder, alle Mitglieder der Kelly Bande wurden erschossen und Ned mit Verletzungen an Armen und Beinen mehr oder weniger wehrlos festgenommen. In Melbourne folgte ein kurzer Gerichtsprozess und am 11. November 1880 wurde Ned Kelly gehängt. Seine letzten Worte waren „Such is Life“.

Insbesondere Kellys berühmter Jerilderie-Brief, in dem er die Ungerechtigkeit der englischen Gesetze gegenüber irischen Katholiken anprangerte, machte ihn für das einfache Volk zum Helden. Andere hielten ihn für einen egoistischen Räuber und Mörder. Wie auch immer die Wahrnehmung, Ned Kelly ist seit seinem Tod fester Bestandteil der australischen Kultur.

Ned Kelly im Gerichtssaal kurz vor seiner Verurteilung zum Tode

Im Ned-Kelly-Museum in Glenrowan sowie in der State Library of Victoria sind zahlreiche Artefakte zu besichtigen, u.a. Kellys Rüstung und der Jerilderie Brief.

Sein Leben wurde unzählige Male in Büchern und Filmen erzählt, u.a. mit Mick Jagger oder Heath Ledger als Darsteller, Maler haben sich seiner angenommen und Comiczeichner. Egal, wie man zu ihm steht, der charismatische Draufgänger hat bis heute nichts von seiner Attraktion verloren.

Auch heute noch allgegenwärtig: Ned Kelly-Stencil in Melbourne

Ausführliche Informationen und interessante Links zum australiscen Robin Hood bietet die Website des Australien Governments.

Fotos: State Library of Victoria, Stevage, National Museum of Australia, Twayna Mayne; alle via Wikipedia

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