Wer ist eigentlich… Nellie Melba?

Sie gilt als „die Stimme Australiens“ und ist eine der größten Operndiven Australiens. Nellie Melba wurde am 19. Mai 1861 in Melbourne als Helen Porter Mitchell geboren. Ihr Vater, ein Bauingenieur, war ein großer Musikliebhaber, ebenso wie ihre Mutter, die die Tochter früh an die Musik heranführte. Helen und ihre neun Geschwister wuchsen behütet und wohlhabend im presbyterianischen Elternhaus auf und bald stellte sich heraus, dass Helen eine ganz außergewöhnliche Singstimme hatte.

So idyllisch die Kindheit war – Schicksalsschläge blieben nicht aus: Die Mutter starb früh – Helen war gerade einmal neunzehn Jahre alt – und der Vater entschloss sich, mit seinen Kindern nach Mackay (Queensland) zu ziehen, wo er eine Zuckermühle betrieb. Der Kontrast zum gutbürgerlichen Melbourne hätte größer nicht sein können. Dort in Mackay lernte Helen ihren zukünftigen Mann Charles Armstrong kennen und heiratete ihn bald darauf.

Doch das Leben als Hausfrau und Mutter eines Sohnes machte die junge Helen nicht glücklich. Ihr Wunsch, eine professionelle Sängerin zu werden, wurde mit den Jahren immer stärker und wenige Jahre nach der Hochzeit machte sie diesen Traum wahr: Sie zog zurück nach Melbourne um Gesangsunterricht zu nehmen. Nach einigen Jahren des Stimmtrainings, unter anderem bei der berühmten Opernsängerin Mathilde Marchesi in Paris, gab Helen, die sich fortan Nellie Melba nannte,1887 schließlich ihr Operndebüt in Brüssel.

Die Weltkarriere der Nellie Melba

Von Brüssel aus zog sie durch die Opernhäuser der Welt: London, Paris, Mailand und New York – Nellie Melba stand auf allen bedeutenden Opernbühnen und sang die berühmtesten und schwersten Arien der Musikgeschichte: Sie gab die Gilda in Rigoletto, die Hauptrolle in Verdis Aida, spielte Desdemona in Otello, Nedda in Pagliacci, Violetta in La Traviata und die Mimi in La Bohème. Bald wurden ihr Rollen sogar auf den Leib geschrieben: Camille Saint-Saëns schrieb eigens eine Oper für sie – Hélène – bei der sie selbstverständlich die Titelrolle sang.

Nellie Melba hatte Weltruhm erreicht. In der aufstrebenden Opernszene hatte sie den Status einer Primadonna inne – sie galt damit als führende Sängerin eines Opernensembles. Melba bewegte sich fortan in den höchsten Kreisen – die Crème de la Crème der High Society riss sich um die junge Opernsängerin aus Down Under – sie traf Staatsmänner, Könige und Kaiser und die berühmtesten Menschen ihrer Zeit. Bald entwickelte sich ein regelrechter Star-Kult um die Sängerin: Wo immer sie auftauchte, strömten Menschenmassen zu ihr um die legendäre Operndiva zu sehen.

Nellie Melba auf der australischen 100 Dollar-Note

Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität angekommen, zeigten sich jedoch bald die Schattenseiten des Ruhmes: Ihre Ehe mit Charles Armstrong, der aus einem europäischen Adelsgeschlecht stammte, ging in die Brüche. 1890 lernte Melba Phillipe, den Herzog von Orleans kennen und begann eine Affäre mit ihm. Der Skandal, der darauf folgte, kostete Melba beinahe ihre Karriere, ihre Ehe überlebte diese Affäre nicht. Charles Armstrong ließ sich 1900 von ihr scheiden. Lange blieb Nellie Melba jedoch nicht alleine – ihre reges Sozialleben und ihre Arbeit hielte sie beschäftigt. Mehrere Welttourneen und zahlreiche Konzerte in ihrer Heimat Australien verhalfen der „Nachtigall“ zu noch mehr Ruhm.

Australien, das gerade erst unabhängig geworden war, feierte seinen berühmten Opernstar frenetisch: Bald galt Nellie Melba als eine Art Maskottchen ihres Landes – sie repräsentierte Glamour, Erfolg und Popularität. Mit 40 stand Nellie Melba am Höhepunkt ihrer Karriere. Sie sang vor Staatsmännern und Königen – ihr wurde sogar vom englischen König die Ritterwürde verliehen – doch nirgends wurde sie so gefeiert, wie in ihrem Heimatland: Wo auch immer sie hinkam, wo immer sie auch sang, Menschenmassen folgten ihr und jubelten ihr frenetisch zu.

Melba, die bis dahin ihren ständigen Wohnsitz in London hatte, beschloss, zurück nach Australien zu ziehen. Dort, umgeben von Freunden und Familienmitgliedern, wollte sie ihren Lebensabend verbringen. Mit viel Elan stürzte sie sich in ihr neuestes Projekt – die Gründung eines Konservatoriums in Melbourne – das Melba Conservatory, wo man fortan junge Sängerinnen und Sänger ausbildete. 1928 gab sie in Melbourne ihr Abschiedskonzert und zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Nellie Melba starb am 23. Februar 1931 in Sydney. Ihr Begräbnis wurde zum Staatsbegräbnis, Hunderttausende Trauernde folgten ihrem Sarg zur letzten Ruhestätte.


Fotos: Library of Congress / Talma and Co. – gemeinfrei & Shutterstock

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